Irrwitzige Satire
Klopapier und Kunst
Mozarts Klarinettenkonzert für die Kopfschmerztablette, Wagners
"Walkürenritt" fürs Auto und
Bizetzs"Carmen" fürs ultimative Scheuermittel - die Werbemacher kennen
keine Gnade: Ohne Skrupel garnieren sie all das, was sie dem Kunden schmackhaft machen
wollen, mit mundgerecht zerhackten Klassik-Häppchen.
Kultur ist nicht länger Nahrung für die Seele, sondern nur noch Fast-Food der
Unterhaltungsbranche - das ist das Thema von Benito Gutmachers Theaterstück
"Eroica":
Die Handlung: Klopapier und Seife im hygienisch- transparenten Doppelpack
"Eroica" sollen darin an den Konsumenten gebracht werden.
Zur Untermalung wünscht sich die Fabrikantengattin Beethoven - und stürzt
den
von Gutmacher persönlich gespielten Protagonisten damit unverhofft in die Krise. Zwar ist
Werbung für den Moderator einer täglichen Talkshow Alltag...
Im improvisierten Aufnahmestudio wird das Publikum Zeuge seiner immer verzweifelter
werdenden Bemühungen, Klopapier, Seife und Beethoven auf einen werbewirksamen Nenner zu
bringen.
Aber nichts findet
die recht Gnade vor den kritischen Augen des Kameramannes. Und
als er schließlich mit Klopapier um sich wirft und eine Liebesbeziehung zu seinem Monitor
in Szene setzt, bescheinigt
der ihm gar Psychokrise plus Urlaubsreife.
Gestresst
ist der Moderator in der Tat. Zwischen den Werbeblock muß er
schließlich noch seine Talkshow moderieren: Und die enthält alles, was das Herz des
Fernsehkonsumenten begehrt; Den einstudierten Applaus, das Verlesen von Zuschauerpost,
das Interview mit dem Star aus Kalifornien, u.s.w.
Mit "Eroica" inszeniert Gutmacher eine irrwitzige Satire, in der er mit
viel Tempo und pantomimischem Körpereinsatz die Gesetze gnadenlos
ad absurdum führt. Nur
für den Moderator bleibt am Ende ein kleine Trost: Wenn der "Eroica-Spot" auch
keine Meisterproduktion war, übermorgen gibt es eine neue Chance: Mit Werbung für Schuhe, Hundefutter
und aber -"Beethovens Gesamtwerk auf CD"
(blu), Kulturseite Lippe Lage-Hörste, 11.12.98
Higienisch, praktisch, transparent.!
Werbeblocks
sind gnadenlos. Jeder weiß es, keiner kann sich entziehen. Gnadenlos
prasseln Deodorants, Prothesen- Haftcremes, und allerlei für den modernen
Menschen Notwendiges über die Mattscheibe; unterlegt mit klassischer Musik
berieseln sie unseren Geist.... mit seinem Programm "Das
Klopapier Eroica" führt Benito Gutmacher uns diese Welt des
Widerlichen im "thalhaus" vor. Als Moderator einer "Game-Show"
hat er auch für den Absatz der nötigsten Utensilien für die Sauberkeit
zu sorgen.
Hygienisch, praktisch, transparent verpackt sollen Seife und Klopapier auf
den Markt geworfen werden. "Eroica" jedoch, so der Name des
Produktes, stürzt den Protagonisten in die Krise, soll die Werbung doch
nach dem Willen des Produzenten mit Musik von Beethoven unterlegt
werden....
mit vollen Körpereinsatz und manchmal zu rasantem Tempo -
wirken doch hin und wieder die Bewegungen asynchron - entwickelt Gutmacher
die Bredouille, in der sich der Moderator Befindet. Ein Werbespot jagt den anderen...! .
bär Wiesbaden 30.10.99
Der Marbacher Schlosskeller wurde am Sonntagabend kurzerhand zum
Filmstudio umgewandelt, und der argentinische Schauspieler Benito
Gutmacher begeisterte mit der Comedy-Satire "Klopaier
Eroica".Während seiner Fernsehauftritte mimt er den perfekten
Medienprofi. "wir sind glücklich", heißt das Motto seiner Show
und dementsprechend aufgekratzt hüpf er über die Bühne.
Alles ist inszeniert. Sogar der Applaus ist programmiert und wird an den
richtigen Stellen vom Band abgespult
...Benito Gutmacher Einmannstück kommt an im
Schlosskeller. Mann grinst, kichert, prustet gar herzhaft los. Mit
ironischen Texten, die die Welt der Werbung und der Medien aufs Korn
nehmen, bringt der Künstler sein Publikum aber auch zum Nachdenken.
Wortwitz sowie ausdrucksstarke Mimik und Gestik zu Beethoven Klängen:
Der studierte Autor und Theater Regisseur zieht alle Register. Wer sich
nach "Klopapier Eroica" vor den Fernseher setzte, hat vermutlich
spätestens bei der Seifenwerbung kräftig geschmunzelt. ano Marbach/Neckar
4.10.2001
Mit einer gehörigen Portion Ironie und kleinen
Meisterleistungen in punkto Gestik und Mimik hat Benito Gutmacher die
Gratwanderung eines Moderators zwischen dem Werbekunden als Geldgeber und
seiner Verpflichtung als Unterhalter des Publikums gemeistert.
Einer schwierige Gratwanderung, die Gutmacher mit viel
Einfühlungsvermögen nachvollziehbar zu machen versuchte. Es ist ihm
gelungen. Bei allen Lachern hat er auf bemerkenswerte Weise die oftmals
bittere Wahrheit hinter den Kulissen der Medien auf dem sprichwörtlichen
Silbertablett präsentiert. sf Marbach/Neckar 4.10.01
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Das Klopapier "Eroica"
Das neue Stück "Eroica" hat sich der
argentinische Theatermann zu seinem 25. Bühnenjubiläum selbst auf den Leib geschrieben.
Der Showmaster, sagt er, ist der Inbegriff von Erfolg, von Einfluß und Popularität
- nach
der sich schließlich jede Schauspieler sehnt. Beethoven ist mehr, Beethoven ist, so
Gutmacher, eine Metapher für die wahre Kunst. Und so ist denn auch das Spannungsfeld
für
den Moderator zwischen Kunst und Kommerz abgesteckt.
Unversehens findet sich das Publikum
im Saal des Theaters
als blöde Claqueur-Staffage einer Giga-Fernesehshow wieder -eine überaus witzige
Effekt, der aus den Zuschauern Mitspieler macht.
Keiner rührt sich, aber aus den Boxen ertönen inszenierter Applaus und Jubel. Der
Moderator im Lichtkegel des Verfolger-Scheinwerfers, die Videoleinwand als Hintergrund,
Techno hämmert Tempo in den Saal.
Und da ist alles wie im echten Fernsehleben:
Verlesen von Grußpostkarten, Applaus, Bleiben-Sie-dran...
Werbeblöcke, die werden in dieser Show vom Moderator selbst in Szene gesetzt. Nur:
Wie bringt man den schönen Beethoven-Brieftext "Du bist mein Engel, mein alles"
mit dem schnöden Klopapier zusammen?
Der Moderator ist rast-, aber nir ratlos und probiert dies und das.
Zwischen wahnwitzigen Regiekonzepten, Proben und Pizzapause wird aus dem affigen
Moderator ein affektiver Mann, der in Beethovens Musik Gefühl und Gefühle findet.
Er gibt alles, vom rührenden "Monolog an die Tochter zur
Mondscheinsonate"
bis hin zu "Ludwig, der Terminator" um Klopapierrollen und Seifenstücke
samt Beethoven-Sound publikumswirksam anzubringen.
Viele kleine musikalisch-pantomimische und sogar veritable -orgiastische
Höhepunkte halten virtuelle Zuschauer und echtes Publikum bei Laune.
Kunst -das versteht der Zuschauer schließlich- entsteht eben aus richtig echtem
Gefühl, das hat mit High-Tech-Fernseh-Entertainment nicht viel zu tun.
Julia Littman, Freiburg 6.12.97
BRUCHSALER
RUNDSCHAU
...Östringen Leiberg- Festival
...Bestechen authentisch spielte er eine beliebige Fernsehshow nach: Ein
hyperaktiver Moderator, diesmal mit französischem Akzent, naive
Zuschauerbriefe wie "Seit ich Ihre Sendung sehen, führe ich ein
besseres Leben"...ein Stargast, der nicht mehr von sich gibt als ein
arrogantes "Okay"
und natürlich die Werbung zwischendurch, ebenfalls von ihm selbst
präsentiert. Die Zuschauer verfolgten, wie der Künstler der Regie
verschiedene Anweisungen gab, um die passende Begleitmusik von Beethoven zu
finden, die für die Präsentation des Toilettenpapiers "Eroica"
optimal ist. Unterm Strich blieb ein lebendiger Eindruck davon, welcher
Schwachsinn dem unmündigen Fernsehzuschauer Tag für Tag zugemutet
wird.
feh/br. Bruchsal/Östringen 14.8.2000
Wo ist der Wert der Kunst heute?
Satire mit Benito Gutmachers in der Ittersbacher Museumsscheune.
Bringen die Medien die Kunst auf den Basar? Benito Gutmacher Blick auf
die Werbebranche schien den Ausverkauf zu bestätigen: In seinem Programm
entwickelte der Kabarettist das Bild eines Moderators auf der Suche nach dem
geeigneten Werbespot. Vorgegeben: Die Produkte Klopapier und Seife, dazu
Musik von Beethoven. Spaß für die Zuschauer war garantiert... Empört
reagiert dieser auf die Vorgaben zu Werbesport. Sein Schatten raufte sich da
an der Wand die Haare, seine Hände und Arme waren ständig auf der suche
nach einem geeigneten Ausdruck... Eingewickelt in weisses Toilettenpapier
wirbelte der Schauspieler pathetisch durch den Raum..."Von Kindheit an
auf das Gefühl des Wohlwollens eingestellt": Der Werbespruch war ein
reales Zitat -aus Beethovens Testament. Wahrhaftig ein Ausverkauf der Kunst.
rec Karlsbach-Ittersbach 14.11.01
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